"Die Tiere aus dem Süden sind doch alle krank!" - Eine Aussage, mit der wir uns oft konfrontiert sehen.
Besonders wichtig ist uns dehalb die Aufklärung über die sogenannten Mittelmeerkrankheiten, die heutzutage gut behandelbar sind.
Hinweise:
*Bedingt durch die geografische Lage der Auffangstation in windiger Küstennähe ist dort die Sandmücke sehr selten anzutreffen.
*Hunde, die ausreisen, werden von uns zuvor schnellgetestet.
*Tests bei Welpen unter einem Jahr lassen kein zuverlässiges Ergebnis zu, da im Welpenblut Antikörper von der Mutter vorhanden sein können.
*Tiere, die frühzeitig behandelt werden, können nach unseren Erfahrungen ein normales, langes, glückliches Leben führen.
*Leider kennen sich immer noch viele Menschen nicht wirklich mit den Mittelmeerkrankheiten aus und so verbreiten sich immer noch unhaltbare "Horrorgeschichten" über erkrankte Tiere.
*EIN negativer Test sagt nichts darüber aus, ob Erreger evtl. noch "schlummern".
*Bei unklarem Krankheitsbild sollte unbedingt ein Test auf diese Krankheiten gemacht werden. So kann man oft eine langwierige Diagnose einsparen.
Bei der Leishmaniose handelt es sich vermutlich um die wichtigste Importparasitose. Die
Krankheitserreger werden von Sandmücken der Gattung Phlebotomus mit dem Stich
übertragen. Die Erreger sind winzige einzellige Parasiten (Leishmania infantum). Für den
Hund stellt die Leishmaniose eine schwere Erkrankung dar, die unbehandelt tödlich enden kann.
Die Krankheit ist an das Verbreitungsgebiet der Sandmücken gebunden, welches sich in
Europa südlich des 45. Breitengrades erstreckt. Sandmücken wurden aber auch bereits in Teilen Deutschlands
entdeckt.
Wenn Tiere erkranken, kann dies zwischen 1 und 18 Monaten nach dem Auslandsaufenthalt
geschehen, so dass häufig kein direkter Zusammenhang hergestellt wird. Es wird zwischen
der Hautleishmaniose und einer systemischen Form, bei der die inneren Bauchorgane
befallen werden, unterschieden. Die Symptomatik kann sehr variieren und reicht von
Gewichtsverlust, Leber- und Milzvergrößerung, Lymphknotenschwellungen, Schwäche,
Durchfall, Erbrechen, Haarausfall, Hautgeschwüren bis hin zu Bindehautinfektionen.
Hochverdächtig sind auch chronische, nicht juckende Ekzeme und Haarausfall des
Nasenrückens, der Ohrenspitzen und Brillenbildung um die Augen. Schließlich magern die
Tiere bis zum Skelett ab. Der Krankheitsverlauf kann sich über Monate hinziehen.
Die Leishmaniose gilt bei Hunden als nicht heilbar, die Sterblichkeitsrate ist sehr hoch, wenn nicht frühzeitig behandelt wird.
Mittlerweile existiert eine Impfung, die zwar eine Infektion nicht verhindern kann, jedoch
zumindest die Gefahr einer symptomatischen Erkrankung reduzieren kann. Zudem soll die
Impfung zur besseren Erregerelimination beitragen. Die Tiere aus dem Auslandstierschutz
sind in der Regel sicher nicht gegen Leishmaniose geimpft, dennoch sei die Impfung der
Vollständigkeit halber erwähnt.
Ohne Behandlung sterben bis zu 90 % der Hunde innerhalb eines Jahres. Seit der
Einführung der Behandlung mit Proteinsynthesehemmern hat sich die Prognose sehr deutlich
gebessert.
Die Leishmaniose ist eine auf den Menschen übertragbare Erkrankung (Zoonose). Das
Risiko der Übertragung ist aber insgesamt als eher gering einzustufen. Allerdings ist eine
Übertragung über Hautwunden möglich.
Der Erreger der Babesiose, auch als „Hundemalaria“ bezeichnet, ist ein kleiner einzelliger
Parasit (Babesia canis), der sich in den roten Blutkörperchen des Hundes vermehrt und
diese zerstört. In allen warmen Klimazonen kann die Babesiose auftreten. In Frankreich stellt
diese Erkrankung eine der gefürchtetsten Erkrankungen des Hundes dar. Aber auch in
Ungarn, Bulgarien, Rumänien, Österreich und in Südpolen ist mit dem Auftreten zu rechen.
Seit einigen Jahren werden auch aus Deutschland und der Schweiz Fälle von Hundemalaria
gemeldet. Die Babesiose ist eine Vektorkrankheit, d. h., dass für eine Infektion ein
Überträger notwendig ist. Der wichtigste Vektor ist die Auwaldzecke (Dermacentor
reticulatus). Inzwischen wurde auch nachgewiesen, dass die braune Hundezecke
(Rhipicephalus sanguineus) als Überträger fungieren kann. Beim Blutsaugen werden die
Erreger von der Zecke auf den Hund übertragen.
Die Auwaldzecke ist in der oberrheinischen Tiefebene zwischen Freiburg und Mainz
verbreitet. Auch im Saarland und in Rheinland-Pfalz wurde die Auwaldzecke beobachtet.
Inzwischen hat sich die Zecke bis nach Sachsen und Berlin-Brandenburg ausgebreitet. Es ist
davon auszugehen, dass sie sich in Deutschland weiter verbreiten wird.
Die Zeit von der Infektion bis zum Auftreten von Symptomen kann 2 Tage bis 5 Wochen
betragen. Typische akute Symptome sind Mattigkeit, hohes Fieber, Schwäche, blasse
Schleimhäute, roter bis dunkler Urin. In dieser akuten Phase führt die Erkrankung häufig zum
Tod des Tieres. Bei einem chronischen Verlauf können Abmagerung, Teilnahmslosigkeit,
Gelbsucht, aber auch Durchfälle, Schleimhautblutungen, entzündliche Veränderungen der
Augen auftreten.
Zur Behandlung gibt es Medikamente. Eine zusätzliche symptomatische Therapie ist
erforderlich.
Eine Übertragung dieser Erkrankung auf den Menschen ist unbekannt.
Die Ehrlichiose ist in den tropischen und subtropischen Gebieten südlich des 45.
Breitengrades weit verbreitet. U. a. durch den Hundetourismus wurde der Erreger auch nach
Deutschland eingeschleppt. Die häufigste in Deutschland festgestellte Ehrlichiose wird durch
das Bakterium Ehrlichia canis übertragen, das einen Teil der weißen Blutkörperchen, die
sogenannten Monocyten befällt. Der Überträger ist die braune Hundezecke (Rhipicephalus
sanguineus).
8 bis 20 Tage nach Infektion können erste Symptome auftreten. Diese können Fieberschübe,
Lymphknotenschwellungen, Nasen- und Augenausfluss beinhalten. Häufig werden diese
ersten Symptome übersehen. Chronische Symptome sind Lustlosigkeit, Müdigkeit,
verminderte Fresslust, Lymphknoten- und Milzvergrößerung. Verdächtige Hinweise auf eine
Ehrlichiose geben Nasenbluten und Einblutungen auf Schleimhäuten und Haut sowie in die
Gelenke. Schwere Verläufe können mit schweren Blutungen, Erbrechen, Atemnot, Fieber
Veränderungen der Augenfarbe und sogar Erblindung, Bewegungsstörungen,
Hirnhautentzündung einhergehen.
Zur Behandlung werden Antibiotika empfohlen. Daneben gibt es symptomatische
Maßnahmen wie Bluttransfusionen, sowie die Applikation von Vitaminen oder Kortikoiden.
In Verbreitungsgebieten können Menschen durch Zecken infiziert werden. Eine Übertragung
von Hund zu Mensch ist grundsätzlich durch direkten Blutkontakt möglich, spielt aber bisher
in Deutschland keine Rolle.
Endemiegebiete sind vor allem in Südeuropa. Die Herzwurmkrankheit wird durch
Stechmücken (Culiziden) übertragen. Herzwürmer können bis zu 20 cm lang werden und
parasitieren meist in den Lungenarterien und der rechten Herzkammer. Unbehandelt kann
auch diese Erkrankung tödlich verlaufen.
Quelle: https://www.tierschutz-tvt.de/alle-merkblaetter-und-stellungnahmen/?no_cache=1&download=TVT-MB_113_Hundeimporte_Dez._2019.pdf&did=7